10 Jahre Forschung
Der Nationalpark Schwarzwald ist schon elf Jahre alt – und fast genauso lang wird hier auch geforscht. Dazu, wie sich die Natur entwickelt und was das mit dem Menschen macht und sehr vielen anderen spannenden Fragen. Manchmal hören wir allerdings auch die Frage: „Was bitte machen die da eigentlich genau?“ Das haben unsere beiden Forschungsteams zum Anlass genommen, in einer neuen Broschüre einen Überblick über die ersten Jahre, die wichtigsten Erkenntnisse und die interessantesten Methoden zu geben. Entstanden ist ein 40 Seiten starkes Heft, das ab sofort kostenlos im Nationalparkzentrum Ruhestein und im Nationalparkhaus Herrenwies, aber auch im wilden Eck auf der Gartenschau erhältlich ist. Und ich habe mir von den beiden Koordinatoren Flavius Popa und Dominik Rüede nochmal ganz genau erklären lassen, wie das so läuft mit der Forschung im Nationalpark Schwarzwald.

Anne Kobarg: Also ihr beiden, was macht ihr da eigentlich genau?
Flavius Popa: Bei uns im naturwissenschaftlichen Team geht es vor allem um die wissenschaftliche Begleitung der natürlichen Prozesse – wir wollen beobachten und verstehen, was passiert, wenn wir der Wildnis wieder ihren Raum geben. Wir schauen also zum Beispiel, wie sich die Arten entwickeln, welche Rolle der Klimawandel spielt – und wo die Unterschiede zum bewirtschafteten Wald liegen.
Dominik Rüede: Bei der sozialwissenschaftlichen Forschung haben wir den Fokus auf den Menschen: Was hat der Nationalpark mit dem Mensch zu tun? Wie nehmen die Gäste uns wahr, wie reagieren sie auf wildere Strukturen, welche Rolle spielt der Nationalpark in der Region? All diese Erkenntnisse helfen uns dann wieder dabei, unsere Arbeit zu verbessern.
Anne Kobarg: Jetzt ist es ja Aufgabe der Wissenschaft, die Dinge sehr genau zu nehmen – wie einfach ist es dann, die Antworten, die ihr findet, wieder einfach zu erklären?
Flavius Popa: Es ist schon eine Herausforderung, beidem gerecht zu werden. Ich weiß ja, wie meine Kolleginnen und Kollegen in der Forschungscommunity denken, welchen Wissensstand sie haben – und was ich alles weglassen muss, um bei einer Führung verstanden zu werden. Bei der eine ganz gemischte Gruppe vom Kind bis zum Renter mitläuft….
Anne Kobarg: … und manche darunter Pilze bisher nur aus dem Supermarkt kennen…
Flavius Popa: … genau! Und gleichzeitig macht es natürlich auch unheimlich Spaß, meine Begeisterung für die Pilzwelt, die entstehende Wildnis und alles, was damit zusammenhängt, weiterzugeben.
Dominik Rüede: Und das ist natürlich auch unsere Aufgabe. Wir forschen ja nicht einfach so für uns – wir möchten unser Wissen an die Gesellschaft zurückgeben. Dafür haben wir zum Beispiel auch unseren Forschungsblog entwickelt, auf dem wir regelmäßig berichten, was uns gerade beschäftigt oder was wir neu herausgefunden haben.
Anne Kobarg: Der Forschungsblog ist ja auch für alle gedacht und über die Website allen zugänglich.
Dominik Rüede: Genau, die Artikel sollen für alle gut verständlich sein. Deshalb zeigen wir schon beim Schreiben der Artikel diese unseren Kolleginnen und Kollegen, die da nicht so tief drinnen sind. So bekommen wir sehr hilfreiches Feedback, das wir einarbeiten können und so ein besserer Beitrag auf dem Forschungsblog entsteht.
Flavius Popa: Unsere Kategorien auf dem Nationalpark-Instagram-Kanal wie die „Art des Monats“ oder „Arten mal Anders“ sind sozusagen ein kleines Appetithäppchen. Wer mehr wissen mag, kann im Forschungsblog tiefer einsteigen. Und wer richtig eintauchen möchte, kann auch die Originalpublikationen dort finden und lesen.
Anne Kobarg: Und jetzt habt ihr mit der Forschungsbroschüre ein weiteres Angebot geschaffen.
Flavius Popa: Da war einfach die Idee, neben all den vielen Einzelstudien auch mal einen großen Überblick, eine Zusammenfassung zu geben, was in zehn Jahren, natürlich gemeinsam mit vielen Partnern an Hochschulen und Universitäten, schon alles zusammengekommen ist. Und selbst dies ist nur eine Auswahl geworden.
Dominik Rüede: Das ist wirklich toll zu sehen, diese Vielfalt der Forschung bei uns. Sowohl inhaltlich, wie auch methodisch. Wir arbeiten mit einfachen und komplizierten Geräten, untersuchen vom Käfer bis zum Rothirsch und befragen natürlich auch Menschen, die zu uns kommen oder in der umliegenden Region wohnen.
Anne Kobarg: Für wen ist diese Broschüre gedacht?
Flavius Popa: Für alle, die lesen können und sich für unsere Forschung interessieren. Die Texte sind wirklich leicht zu verstehen: kurze Happen – und wer mehr wissen will, findet QR-Codes, die auf die Website verlinken. Dort wird es auch eine barrierefreie digitale Version geben.
Anne Kobarg: Bei der Ansammlung von Highlights in einem Heft, was war euer persönlicher Höhepunkt in den letzten Jahren?
Flavius Popa: Für mich ist es die Artenzahl. Dass wir ein Drittel der Artengruppen abdecken, die im Land Baden-Württemberg vorkommen, auf 0,3 Prozent der Landesfläche. Und darunter viele ganz besondere Arten. Das finde ich richtig cool. 10 Jahre, 10 000 Arten auf 10 000 Hektar und noch kein Ende in Sicht.
Domnik Rüede: Ich freue mich immer wieder sehr darüber, wie positiv wir gesehen werden. Ob es das Feedback im Blog ist oder ob ich auf unsere Befragungen bei Gästen im Park, in der Ausstellung, bei Rangerführungen schaue. Überall gibt es eine riesige Zustimmung zum Nationalpark. Das ist doch super.
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Zur Person

Dr. Flavius Popa
Pilzexperte des Nationalpark Schwarzwald
Tel.: +49 7442 18018 240
flavius.popa@nlp.bwl.de

Dr. Dominik Rüede
Koordination sozialwissenschaftliche Forschung
Regionale Entwicklung, Besuchermonitoring und sozioökonomisches Monitoring
Tel.: +49 7449 92998 350
dominik.rueede@nlp.bwl.de
Anne Kobarg
Pressesprecherin des Nationalpark Schwarzwald
Tel.: +49 7449 92998 14
anne.kobarg@nlp.bwl.de
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